Frühlingsgehversuche und Wochenendsonnenuntergänge

Noch große Anstrengung bereiteten dem Frühling seine ersten Gehversuche. Wärme schickte er, doch blies der Wind des Winters. Einzelne Blüten ließ er sprießen, doch blieben die Kronen der Bäume noch kahl. Nur kündete bereits wacker von der beginnenden Hoheit des Frühlings die starke Kraft der Sonne. Über der Marsch schien die Sonne. Über die Marsch flogen wir. Über der Stadt schien die Sonne. Über die Stadt flogen wir.

Der Wind konnte dem Frühling nicht seine Gehversuche nehmen und auch uns nahm er nicht die Freuden des Äthers. Wie die erste Wärme oder die einzelnen Blüten der Wiesen wurden auch wir zu den Vorboten des Frühlings. Die Jacht-Häfen waren noch verwaist, auf der Alster wurde kaum ein Segel mutig in den Wind gehalten. Nur die Promenaden entlang des Flusses waren mit Menschen gefüllt, welche die Kälte ignorierend, die erfrischende Luft des herannahenden Frühlings genossen und sich dessen starkes Wappen freuten: der trotzig am azuren Himmel scheinenden Sonne.

Vereint mit diesem Azur schauten wir wie die Sonne hinunter auf die kleine Welt vor uns und freuten uns darauf, dass in wenigen Wochen schon die Welt eine andere sein würde. Ein Jahrmarkt wird die Stadt beschallen, die Alster wieder gefüllt sein mit Wassersportlern jeglicher Couleur und natürlich werden Blumen die Wiesen zieren und die prächtigen Laubkronen der Bäume einen erholsamen Schatten bieten.

Gemeinsam mit der Sonne, die in glühend roten Farben der Welt versprach, am nächsten Morgen schon wieder am Himmel zu stehen und vom Frühling zu künden, sanken auch wir mit dem kleinen Flugzeug wieder Richtung Erdboden und gaben der Welt den gleichen Schwur: Am nächsten Tag schon werden wir gemeinsam mit der Sonne den Himmel zieren. Am nächsten Tag schon werden wir wieder vom Frühling träumen, der noch schwach, aber in erstarkenden Schritten die kahle Welt in bunte Farben tauchen und die Kälte des Winters endlich bezwingen wird.

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