CRJ550 – Der Weg aus der Krise für Bombardier?

Es ist keine leichte Zeit für den kanadischen Flugzeugbauer Bombardier. Das 1992 für 600 Mio. US-Dollar von Boeing erworbene Dash-8-Programm wurde im November für nur die Hälfte an Viking Aerospace weiterverkauft, die CSeries an Airbus abgegeben und auch mit jedem verkauften Exemplar der CRJ-Familie schreibt Bombardier Millionenverluste. Was ist passiert?

Die Geschichte von Bombardier Aerospace beginnt 1986 im kanadischen Montréal mit dem Kauf des finanziell angeschlagenen kanadischen Flugzeugherstellers Canadair durch den Bombardier-Konzern, einschließlich dessen Baureihe der Challenger-Businessjets. Drei Jahre später startete Bombardier das Canadair Regional Jet, kurz CRJ-Programm, für das der ohnehin ausreichend breite Rumpf der Challenger 601 auf für 50 Passagiere ausreichende Maße verlängert wurde. Das CRJ100 getaufte Modell flog erstmals 1991 und wurde 1992 an den Erstkunden Lufthansa CityLine ausgeliefert.

CRJ100LR der Lufthansa CityLine in Europa-Sonderlackierung 1999 am Flughafen Rom-Fiumicino (Bildrechte: Wikimedia Commons)

Unter der Bezeichnung CRJ200 erhielt das Basismodell strukturell nahezu unverändert effizientere Triebwerke, welche eine höhere Reisegeschwindigkeit und Flughöhe ermöglichten. Gegenüber der CRJ100 entfiel hierbei die Basisvariante; die CRJ200 war ausschließlich in den zwei reichweitengesteigerten Versionen CRJ200ER und CRJ200LR erhältlich. Letztere konnte die 50 Passagiere bis zu 3.148 km weit transportieren, was die Regionaljets bis zur Indienststellung der ERJ-Family von Embraer 1996 faktisch konkurrenzlos machte.

Die nächste Generation von CRJs gründete sich auf die CRJ700 (Erstflug 1999), welche durch eine Streckung des Rumpfes 70 Passagiere über maximal 2.553 km in der ER-Variante transportieren kann. Die nochmalig gestreckte CRJ900 (Erstflug 2001) sogar 90 Passagiere über 2.876 km (in der LR-Ausführung); letzteres Muster stellt heute 35 der 55 Flugzeuge der Lufthansa CityLine-Flotte. Eine als CRJ705 vermarktete Version mit der Länge des CRJ900, aber nur 75 Passagieren dank integrierter Business Class (und damit ähnlicher Passagierkapazität wie das 700er-Modell) wird seit 2005 ausgeliefert.

CRJ900 der Lufthansa CityLine (Bildrechte: Wikimedia Commons)

Bombardier beendete die Produktion des CRJ200 im Januar 2006; seitdem werden CRJ200-Modelle ausschließlich als Geschäftsreiseflugzeug (Marktbezeichnung Challenger 850) ausgeliefert. Wenig später, im zweiten Quartal 2006, plante man eine weitere und finale Streckung des CRJ900 zum CRJ1000; dieses Modell kann nun mit 36,4 m Länge ganze 104 Passagiere über bis zu 3.004 km (ER-Version) transportieren.

All dies klingt nach einer wahren Erfolgsgeschichte – könnte man meinen. Doch die Zahlen sprechen ein anderes Bild: Bombardier schreibt bis heute an jeder verkauften Maschine Verluste in siebenstelliger Höhe. Seitdem man mit der brasilianischen Konkurrenz namens Embraer hat kämpfen müssen, habe man Marktanteile verloren; der Wettbewerb sei “sehr hart” geworden, so Konzernchef Alain Bellemare im verganenen Herbst. Gewinne bringen der Flugzeugsparte des Unternehmens ausschließlich die Geschäftsreiseflugzeuge der Challenger– und Global-Serie.

Nichtsdestoweniger soll nun ein neues Mitglied der CRJ-Familie Bombardier Aerospace aus den roten Zahlen helfen: Der CRJ550 als 50-Sitzer in 3 Klassen (und damit indirekter Nachfolger der CRJ200), basierend auf der CRJ700, soll den insbesondere in Nordamerika starken Markt des regionalen Flugverkehrs decken; der Präsident von Bombardiers Verkehrsflugzeugsparte, Fred Cromer, sieht ein Potenzial für bis zu 700 zu verkaufende Einheiten.

Computermodell der neuen CRJ550 (Bildrechte: aerotelegraph.com)

Die US-Airline United hat bereits 50 Exemplare des Typs bestellt, die alle bis zum Sommer 2020 in die Flotte integriert werden sollen, 25 sogar noch im Laufe dieses Jahres. Die Flotte wird voraussichtlich von der unter dem Firmennamen United Express operierenden GoJet Airlines betrieben und auf regionalen Inlandsflügen in den Vereinigten Staaten eingesetzt werden.

Inwieweit das neue Familienmitglied Bombardiers Verkehrsflugzeugsparte tatsächlich aus den roten Zahlen helfen wird, bleibt indes abzuwarten. Fakt ist und bleibt jedoch: Die CRJ-Serie ist und bleibt ein spannendes Flugzeugmuster, dessen Entwicklung stets Aufmerksamkeit verdient.

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