Fliegen heißt Landen – der Epilog

Ich stehe nach einem problemlosen aber doch spannenden Flug mit der C22 auf dem Flugplatz Magdeburg an der Tankstelle, abflugbereit für den Heimflug nach Uetersen. Kaum zu glauben, nach diesem Tag.

In Kunrau hatten wir kurz beratschlagt, wie es nun weitergehen solle. Der Motor der C22 lief scheinbar problemlos, unser “Kurierflugzeug” hätte direkt nach Uetersen zurückfliegen können – genug Sprit war an Bord, die Ankunftszeit hätte zu den regulären Öffnungszeiten gepasst. Ich wollte aber den ersten Flug mit dem “fliegenden Experiment” aus Sicherheitsgründen auf jeden Fall alleine durchführen. Also entschieden wir uns, aus dem Kurier- ein Taxiflugzeug zu machen: Samuel sollte mit einem definitiv in bestem Zustand befindlichen Flugzeug nach Magdeburg gebracht werden. Ich wollte die C22 auch zunächst nach Magdeburg bringen, zurück in die Zivilisation.

Mit einem kurzen Anruf in Uetersen konnten wir klären, dass der Flugplatz für die andere Maschine – und vielleicht ja auch für mich ? – beliebig lange geöffnet sein würde. Der Plan war komplett.

Ich startete zuerst. Der Motor schnurrte wie ein junges Kätzchen. Ich ging aus dem Querabflug auf direkten Kurs nach Magdeburg. Schon nach kurzer Zeit überholte mich das Uetersener Lufftaxi. Die beiden landeten lange vor mir in Magdeburg. Als ich dort endlich ankam, war die andere Maschine schon getankt, ich wurde erwartet.

Da der Motor perfekt lief, hatte ich mich schon längst entschieden, den Flug nach Uetersen anzutreten, sollte es von den Uhrzeiten her noch funktionieren. Samuel besorgte mir auf meine Bitte hin sofort die Uhrzeit des Sonnenuntergangs in Uetersen: es passte, aber jetzt musste alles zügig gehen. Ein weiter Anruf in Uetersen: ich werde nach Hause fliegen… Gepäck aus dem Flugzeug, Tanken, Bezahlen, Flugvorbereitung – alles klappt wie am Schnürchen, als hätten Samuel und ich das schon oft gemeinsam abgearbeitet. Irgendwann zwischendurch machte sich der Kurierflieger klar und startet… Kurs Nord, für ihn ist es ein Flug von ca. 90 Minuten.

Ich bin abflugbereit, der Wind ist schwach, es gibt keinen weiteren Verkehr. Ich kann mir die Bahn aussuchen und entscheide mich für einen Start Richtung 27. So muss ich das Stadtgebiet von Magdeburg nicht umfliegen. Es zu überfliegen kommt ohnehin nicht in Frage. Im Start ein kurzer Blick nach rechts, zum Vorfeld. Kein Samuel zu erkennen. Ob er mir wohl hinterher schaut ? Ich gehe auf Kurs.

Das Wetter ist ideal. Eine fantastische Sicht, nur leichter Gegenwind. Der Flug wird laut Navigationssoftware ungefähr 140 Minuten dauern. Ich fliege in sicherer Höhe in den Abend hinein, direkt auf Kurs. Es ist spät, alle kleinen Flugplätze im weiten Umkreis sind geschlossen. Irgendwo vor mir, wahrscheinlich schon an die 100km entfernt, fliegt unser Kurierflieger auf dem gleichen Kurs. Im Funk ist es still.

Ich flieg an Kunrau vorbei, sehen den Platz von oben. Der Motor schnurrt…

Ich bin alleine dort oben. Alleine, aber nicht einsam. Der Flug ist ein Genuss.

Ich drehe schon mal die Frequenz von Hamburg Turm rein. Mein Kurs wird mich durch die Kontrollzone führen. Ich vermute, auch unser Kurierflieger wird diese Route wählen. Stille im Funk – ich bin noch außer Funkreichweite von Hamburg.

Irgendwann höre ich im Funk die ersten Fetzen von Meldungen. Kurz darauf meldet sich unser Kurier bei Hamburg und bittet um die Freigabe zum Durchflug durch die Kontrollzone. Ich verfolge den Funk. Nachdem er die Kontrollzone verlassen hat, drehe ich die Frequenz von Uetersen rein. Er meldet sich im Anflug. Ich sage ihm kurz Bescheid, dass ich querab Uelzen bin und alles besten läuft.

Ich nähere mich Hamburg, melde mich im Funk. Ich möchte die Kontrollzone nicht umfliegen, brauche also eine Freigabe zum Durchflug. Kein Problem – die Hamburger Controller sind immer nett und hilfsbereit, und ich habe in der C22 einen Transponder mit Mode S. Erwartungsgemäß gibt man mir eine Route über S1. Die landenden Maschinen gehen auf die Bahn 05, daher geht es für mich nicht wie erwartet über S2 und W1 weiter, sondern ich werde angewiesen, in maximal 1500ft südlich am Airbus-Flughafen Finkenwerder vorbei zu fliegen. Der Durchflug durch die Kontrollzone ist ein Traum… ein fantastische Sicht, vor mir der Sonnenuntergang über der Nordsee, rechts der voll beleuchtete Flughafen Fuhlsbüttel, unter dem rechten Flügel das Airbus-Werk. Über mir von links nach rechts kreuzend die eine oder andere Verkehrsmaschine. Der Motor schnurrt…

Kaum an Finkenwerder vorbei, schickt Hamburg Turm mich Richtung Pflichtmeldepunkt W1 – der liegt nur ein paar Kilometer südlich des Flugplatzes Uetersen. Ich bekomme die Freigabe zum Verlassen der Frequenz, melde mich in Uetersen. Ich bin das einzige Flugzeug weit und breit hier oben in der Luft, unten werde ich schon erwartet. Ich lande, baue die C22 auseinander, stelle sie in die Halle.

Als ich das Hallentor schließe ist es dunkel.

Ich schicke Schmuel eine SMS. Später telefonieren wir noch ausgiebig.

Was für ein Tag…. eigentlich liest man von solchen Geschichten doch nur in Büchern.

Es haben sich nicht nur Räder und Propeller bewegt.

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