Herbstlicher Halkyon

Was für eine Welt unter was für einen Himmel!
In den goldendsten Farben erstreckt sich der Herbst an den herrlichsten seiner Tage. Muss man nun die wundersamen Farben auf Wiesen und Wäldern vermissen, weil der Tag sich grau und dunkel über von Nässe trüb gewordene Böden hebt, so kann man sein Glück in der Luft suchen und wie der fliegende Halkyon der Zeit und Endlichkeit trotzend umherstreifen.

Wie fündig sind wir am vergangenen Samstag geworden! Zwischen den dunklen schweren Wolken, die sich bald links und rechts; bald oberhalb und unterhalb von uns erstreckten, spielte die abendliche Sonne ein geschicktes Spiel. Was den müden Boden in Grau und Braun eingehen ließ, das gab dem Himmel sonderbare Farben, die mit ungekannter Kunst den Äther seinem sonst azurblauen Kleid entsagen ließen, sodass er sich vor uns mal grün mal rot mal gelb darbot.
Im kleinen Flugzeug sitzend betrachteten wir dieses Spektakel halb sonnend und halb sinnend.

Für einen Augenblick vielleicht hat der Halkyon in uns Rast gefunden, hat sich ausgeruht und umgesehen, wohl zufrieden mit dem, was sich ihm darbot, bis er – von Wind und neuer Sehnsucht getrieben – wieder die Flügel ausbreitete sich ins Meer stürzend weiterzusuchen uns zurückließ.

Welcher Ikarus würde dieser Sonne fern bleiben wollen? Diesen Anblick im Herzen tragend, der uns für einen Moment vollkommen zu machen schien, mussten wir jedoch – dem Ikarus gleich – die Umkehr zum Boden antreten. Auch wenn uns die Sonne nicht die Flügel verbrennen ließ: Der Treibstoff wieder brannte sehr wohl und gut. Bevor uns also das mythologische Schicksal einholte, beschlossen wir zu landen.

Auf dass wir eines Tages, vielleicht wieder dem Äther verbunden, fliegend auf unseren Halkyon treffen. Ein kleines Stückchen Vollkommenheit in einem kleinen Stückchen Leben.

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